Am 17. und 18. Juni 2024 fanden in Chemnitz die VDEI-Eisenbahntage statt.
Zwischen Klimaschutz und Pünktlichkeit, maroden Brücken und Hochleistungsstrecken, Personen- und Güterverkehr ist die Bahn immer wieder in der Kritik, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Aber wo genau liegen die Problemstellen, und welche Lösungsansätze gibt es? Um den Diskurs über das Thema Bahn fachlich voranzubringen, hat der Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e.V. (VDEI) die Eisenbahntage in Chemnitz veranstaltet.
Bei ihrer Begrüßung am 17. Juni im Sächsischen Eisenbahnmuseum Hilbersdorf betonte die Präsidentin des, VDEI Prof. Dr.-Ing. Birgit Milius, wie wichtig es sei, über die Grenzen des eigenen Fachgebiets hinaus zu denken. „Tu‘ etwas Gutes und sprich darüber“, so die Devise der Präsidentin für den VDEI und die Branche. Es läuft vieles nicht gut im Bereich Bahn, aber es gibt Initiativen und Lösungsansätze. Damit diese auch weiterentwickelt und umgesetzt werden können, müsse die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Fachbereichen gefördert werden. Außerdem, so die Professorin für Bahnbetrieb und Infrastruktur, müssen Probleme der Bahnbranche besser erklärt werden, da oft die Komplexität und Vielschichtigkeit nicht allen Beteiligten ersichtlich ist.
Durch ebendiese interdisziplinäre Zusammenkunft von verschiedenen Fachbereichen möchte der VDEI konstruktive Lösungsansätze finden. Hierfür wurde am ersten Tag der Eisenbahntage die Bahn aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. Für die Deutsche bahn erklärte der Leiter für Wirtschaft, Politik und Regulierung, Markus Ksoll, in einem Eröffnungsvortrag die Situation der Deutschen Bahn. „Wie geht es uns? Schlecht. Haben wir eine Vision für die Zukunft? Ja“, war die Grundaussage des Referenten. Das Infrastrukturnetz der DB muss massiv ausgebaut und erneuert werden, um die Ansprüche eines Hochleistungsnetzes zu erfüllen. Nach ihm stellten der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes PRO BAHN, Detlef Neuß, der Sprecher der EVG, Norbert Paulat, und der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen, Dirk Stauf, die Sichtweisen und Forderungen der Fahrgäste, Ingenieure im System sowie des Mittelstandes dar. Der Oberbürgermeister von Chemnitz, Sven Schulze, unterstrich die Dringlichkeit, konstruktive Lösungen schon jetzt umzusetzen, um die Weichen für eine sichere Zukunft zu stellen. In der abschließenden Paneldiskussion wurden die Impulsvorträge zusammengeführt und Lösungsansätze diskutiert.
Um konkrete Lösungen ging es am zweiten Tag in mehreren von den Fachausschüssen (FA) des VDEI angebotenen Workshops: Schnelles Bauen vom FA Konstruktiver Ingenieurbau, Generalisierung vom FA Bahnsystem, Digitalisierung für Planung, Projektierung und Bau vom FA Sicherungstechnik, Informatik, Kommunikation und ein Workshop vom FA Oberbau. In der abschließenden Zusammenfassung appellierte Prof. Dr. Ferdinand Pospischil (FA Oberbau) an die anwesenden Fachleute, sich interdisziplinär weiterzubilden. Die Veranstaltung sei ein guter Anfang dafür und zeige das Potential, so der Professor für Eisenbahn Infrastrukturdesign aus Graz.
Der Grundkonsens nach den zwei Tagen ist deutlich: Eine fachübergreifende Zusammenarbeit ist essentiell für die Zukunft der Bahn. Nicht nur bauliche Problemstellungen müssen interdisziplinär gedacht werden, um effizienter umgesetzt werden zu können. Bis die Politik neue Strukturen etablieren kann, müssen die bestehenden so genutzt und deren Spielraum ausgelotet werden, dass Bauprojekte schneller fertiggestellt werden können. Ein reger Austausch zwischen den einzelnen Branchen ist hierfür unumgänglich.
In seinem Schlusswort dankte der Vizepräsident des VDEI, Dr. Joachim Warlitz, allen Gästen und Mitwirkenden, allen Ausstellern, den ehrenamtlich mitwirkenden Mitgliedern des Sächsischen Eisenbahnmuseums Chemnitz-Hilbersdorf e. V., den ebenfalls ehrenamtlich wirkenden Kolleginnen und Kollegen der beteiligten Fachausschüsse der VDEI-Akademie und dem Bezirk Sachsen. Weiterer Dank galt den Kolleginnen der VDEI Service GmbH für die Gesamtorganisation und ganz besonders dem VDEI-Fachausschussmitglied im Bereich Konstruktiver Ingenieurbau, Michael Falk, für seine umfangreichen technische Vorplanungen. Durch das Programm führte der Chefredakteur der Fachzeitschrift EI - DER EISENBAHNINGENIEUR, Marcel Jelitto.
Der Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, Sven Schulze, mit der Präsidentin des VDEI, Prof. Dr.-Ing. Birgit Milius.
Der Online-Vortrag von Markus Ksoll im Tagungssaal mit historischen Dampfloks.
Workshop Generalisierung
Workshop des FA Sicherungstechnik, Informatik, Kommunikation