Das 20. Jhdt. bricht an. München wächst rasant. Industriebetriebe breiten sich am Rand der Stadt aus. Neue große Gewerbegebiete sollen im Nordosten entstehen, dort wo zuvor mehrere Meter tief Lehm zur Ziegelproduktion ausgekoffert worden ist. Die Bahninfrastruktur wird ausgebaut. Bogenhausen und Johanneskirchen erhalten 6-gleisige Bahnhöfe. In 2 Bauabschnitten entsteht die Nordumfahrung München von Mering über Moosach nach Schwabing und weiter über den Ostbahnhof bis Rosenheim. Ein Abzweig im Bf Johanneskirchen führt zum geplanten Betriebshof in Unterföhring. Die Arbeit beginnt, in der Planung, auf der Baustelle. Doch dann kommt alles anders.
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Unerfüllter Traum: „Betriebsfahrt“ nach Unterföhring | Bahndamm und Brücke neben Lehmgruben |
Der 1. Weltkrieg und seine Folgen verhindern die Ansiedlung weiterer Großindustrie in München. Es verbleiben mittelgroße Handwerksbetriebe, einige mit eigenem Gleisanschluss. Für die Kriegswirtschaft vor und im 2. Weltkrieg wird an Baustoffen gespart, auch beim Bahnbau. So werden die Gleise zum Betriebshof Unterföhring nur auf das Rohplanum verlegt. Der weiche, z.T. moorige Untergrund verhindert einen dauerhaft sicheren Fahrbetrieb. Dieser Streckenbau wird nach dem Krieg aufgegeben. Bis zu 5 m hohe Bahndämme, Gleisroste unter der Straße und eine einsame Brücke im Acker sind Zeugnisse des Scheiterns. Heute fährt hier eine S-Bahn auf 2 Gleisen vorbei.
Irgendwann soll wieder eine Bahn, dieses Mal als TEN-Strecke, 4 Gleise, S-Bahn, Regionalverkehr, Fernzüge und Gütertransporte bis nach Österreich gebaut und betrieben werden. Irgendwann ….
Im Biergarten der Dicken Sophie plaudern wir noch lebhaft weiter über eisenbahn(un)kundige Planer, „ewig lange“ Genehmigungsläufe, kompliziertes Verwaltungsrecht, ausufernden Lärmschutz, Bürgerinitiativen gegen alles Neue und fehlendes Geld.
Quellen: Artikel: Hanno Röscheisen, Fotos: Hanno Röscheisen und Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee