Die diesjährige Jahres-Exkursion für die zbi-LArGe SH/HH wurde vom VDEI organisiert, hatte den Arbeitstitel "Auf zum FLIRT Akku nach Rendsburg" und fand am 06.07.2024 statt.
Nachdem die letzte Veranstaltung in diesem Rahmen sich um einen großen stationären Batteriespeicher der Gemeinde Bordesholm drehte, sollte es in der diesjährigen gemeinsamen Veranstaltung der zbi-LArGe SH/HH um die kleinen mobilen Batteriespeicher gehen, welche Züge zum elektrischen Fahren ohne Oberleitung bringen. Besucht wurde das Bahnbetriebs- und Instandhaltungswerks der Firma Stadler in Rendsburg, welches am 30.05.2024 eingeweiht wurde.
Die Exkursion stand den Mitgliedern der Ingenieurvereine gleichermaßen offen, wobei von den 15 Personen, die an der Exkursion teilnahmen, der VDEI mit 5 Personen beteiligt war.
Akku-Züge, wie zum Beispiel die des Typs FLIRT, bieten eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch relevant sind. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:
- Umweltfreundlichkeit: Akku-Züge haben keine direkten CO2-Emissionen, da sie batteriebetrieben sind. Dies trägt zu einer signifikanten Reduktion der Luftverschmutzung und des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu Dieselzügen oder anderen fossil betriebenen Fahrzeugen bei. Dies ist besonders wichtig in städtischen Gebieten, wo die Luftqualität oft problematisch ist.
- Energieeffizienz: Die Akkus können durch regenerative Bremsen aufgeladen werden, was bedeutet, daß während des Bremsvorgangs Energie zurückgewonnen wird. Dies verbessert die Gesamteffizienz des Zugs und reduziert den Energieverbrauch.
- Flexibilität: Akku-Züge können sowohl auf elektrifizierten als auch auf nicht elektrifizierten Strecken eingesetzt werden. Dies macht sie zu einer flexiblen Lösung für Regionen, die nicht flächendeckend mit Oberleitungen ausgestattet sind. Dadurch können Betreiber ihre Routen strategisch gestalten, ohne auf teure Infrastrukturinvestitionen angewiesen zu sein.
- geringerer Geräuschpegel: Im Vergleich zu Dieselzügen sind Akku-Züge leiser, was insbesondere in städtischen und ländlichen Gebieten von Vorteil ist. Der reduzierte Lärmpegel trägt zu einer besseren Lebensqualität für Anwohner bei.
- Wartungsfreundlichkeit: Batterieelektrische Züge haben tendenziell weniger bewegliche Teile und benötigen daher oft weniger Wartung als herkömmliche Verbrennungsmotoren. Dies kann langfristig zu geringeren Betriebskosten führen.
- Zukünftige Integration von erneuerbaren Energien: Akku-Züge können idealerweise mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen aufgeladen werden, was ihre Umweltbilanz weiter verbessert. Dies unterstützt die Ziele zur Reduktion des Kohlenstoffausstoßes und fördert die Nutzung grüner Energie.
- Platzersparnis: Die Achsen und den Antrieb der Akku-Züge können so gestaltet werden, dass mehr Platz für Passagiere und Gepäck zur Verfügung steht, da die Batterien in den Zug integriert werden können. Dies kann zu einer besseren Raumausnutzung führen.
- Kosteneffizienz im Betrieb: Trotz der höheren Anschaffungskosten können die Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer der Züge durch geringere Kraftstoffkosten und geringere Wartungskosten gesenkt werden.
- Erweiterte Einsatzmöglichkeiten: Akku-Züge können auch in Regionen eingesetzt werden, wo der Bau von Oberleitungen kostspielig oder technisch herausfordernd ist, und damit den Schienenverkehr auch in ländlicheren oder weniger erschlossenen Gebieten fördern.
Die Inbetriebnahme der Akku-Züge des Typs FLIRT in Schleswig-Holstein markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung umweltfreundlicher Mobilität im Schienenverkehr. Die Fertigstellung des neuen Instandhaltungswerks der Firma Stadler Ende Mai 2024 wird eine essenzielle Rolle in der Wartung und Pflege dieser innovativen Züge spielen.
Während der Führung durch die Wartungshalle bekamen die Teilnehmer (davon 9 Personen seitens des VDEI) nicht nur die Gelegenheit, die technische Ausstattung der Akku-Züge aus nächster Nähe zu betrachten, sondern auch tiefere Einblicke in die spezifischen Wartungs- und Reparaturarbeiten, die notwendig sind, um die Leistungsfähigkeit der Züge zu gewährleisten. Die Möglichkeit, den gesamten Zug anzuheben, erleichtert die Arbeiten an den Radaufhängungen erheblich und zeigt den hohen Standard der Einrichtung.
Die zusätzlichen Stellplätze im Außenbereich für die Innenreinigung der Züge sowie die Oberleitungsanlagen zum Nachladen der Batterien verdeutlichen das durchdachte Konzept der Infrastruktur, das die Effizienz und Nachhaltigkeit der Akku-Züge unterstützt. Der geplante Diagnosecontainer für die sorgfältige Überwachung der Zugbatterien stellt sicher, daß die Batterien stets in einem optimalen Zustand sind und somit die Betriebssicherheit gewährleistet ist.
Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) hatte 2019 mit Stadler einen Liefervertrag über die ersten 55 in Deutschland im Wettbewerb vergebenen Batterie-Triebzüge vom Typ FLIRT abgeschlossen, in dem Stadler 30 Jahre lang für die Instandhaltung der Fahrzeuge verantwortlich ist. Dies bedingte in Rendsburg die Errichtung dieses Full-Service-Standortes für den Kunden mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme. Das Depot erstreckt sich über ein Areal von 77000 qm und erhält dort ein Gleisnetz von 2,5 km mit 12 Weichen. Die zu wartenden Züge verkehren innerhalb von 40% des Bahnnetzes Nord & Ost bis nach Lüneburg (ebenfalls noch innerhalb des VDEI- Bezirks Hamburg).
Insgesamt zeigt dieses Engagement von Stadler und die Investitionen in die Infrastruktur, wie wichtig der Fortschritt in der Schienenverkehrstechnologie für die Zukunft der Mobilität ist.
Nach Abschluß der Werksbesichtigung fand zum Ausklang der Veranstaltung ein gemeinsames Essen der Vertreter der befreundeten Ingenieurverbände in der Kanal-Meisterei in Osterrönfeld mit Blick auf die Eisenbahn-Hochbrücke und einen fachlich übergreifenden Gedankenaustausch statt.