Im vergangenen November fand erneut in dem Panoramasaal der katholischen Akademie, Herrengraben in Hamburg ein Bezirks-Ingenieurtag mit fachübergreifenden Fachvorträgen statt.
Inspirierende Fachvorträge mit Panoramablick - u.a. Elbphilharmonie ganz links - über Hamburg
Quelle: Dittmer
Wenn Autobahnen, wie aktuell die BAB A26 auf Hamburger Gebiet, neu gebaut werden, geht es auch um das Kreuzen von Bahnstrecken. Hierbei müssen sich die Straßenbauingenieure mit den Eisenbahn-Bauingenieuren abstimmen und ein gegenseitiges Verständnis von Vorgehensweisen und Regelwerken aufbringen. Unter diesem Blickwinkel referierte Dipl.-Ing. Hans-Otto Cramer von der DEGES zunächst über die Baugrundverbesserung A26 West im Bereich des geplanten Hafenbahntunnels. Dabei wird die A26 die die zweigleisige Hafenbahnstrecke Hausbruch-Waltershof in einem Tunnel-/Trogbauwerk auf ca. 190m. Unterqueren.Sie ist die einzige Bahnanbindung des westlichen Hamburger Hafens und befindet sich im Besitz der HPA. Hierbei ist während der Ausführungsplanung der Unterquerung eine Schnittstelle zum Trog zu bedienen und eine Bahndammerweiterung zu berücksichtigen. Beim Bauverfahren zur Erweiterung kommen sogenannte GEC-Säulen mit EBA-Zulassung zum Tragen, die für besonders weiche Böden geeignet sind. Die neu geschaffenen Bauwerke sollen auch einer vermessungstechnischen Permanentüberwachung unterliegen. Abschließend gab es noch einen Ausblick auf erforderliche Baumaßnahmen im Zuge der A26 Ost, wie für die Querung der Gleisanlage DB im Südosten und des aufgeständerten Teilstücks „Achse 170“, das parallel zur Süderelbebrücke Kattwyk verlaufen soll.
Dipl.-Ing. Stefan Stein von der HPA berichtete über ein weiteres Bauprojekt innerhalb des Hafengebietes, der Westumfahrung Alte Süderelbe, die im Rahmen eines Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) realisiert wird. Bei der Projektabwicklung kommt hierbei erstmalig ein neues Vorgehensmodell zum Einsatz, bei dem eine Integrierte Projektallianz (IPA) zwischen Auftaggebern und möglichen Auftragnehmern aufgebaut wird. Dieses setzt bereits vor dem gemeinsamen Entwickeln von Ausschreibungsunterlagen ein. Zielkonflikte sollen so früh wie möglich erkannt und mit einem Konfliktmanagement gelöst werden. Die HPA folgt damit den Empfehlungen eines Berichts der Reformkommission Bau von Großprojekten (2015). welcher Ursachen für häufige Zielabweichungen bei Kosten, Terminen & Effizienz ermittelt hat.
M.Sc. Katharina Brohmeyer von DB Netze stellte das Projekt der Erneuerung der Eisenbahnüberführung Schanzenstraße vor. Die bisherige Brücke hatte beim Errichten im Jahre 1903 eine erwartete Nutzungsdauer von 100 Jahren und diese nun um 20% überschritten. Sie hat in der Vergangenheit sowohl Bombentreffer während des 2. Weltkriegs, als auch eine Zugentgleisung überstanden. Ihre tägliche Belastung beträgt aktuell 900 Zugfahrten entlang der jeweils zweigleisigen Fernbahn- und S-Bahn-Strecke führtezwischen Dammtor und Altona. Die Erneuerung des Brückenbauwerks ist in acht Bauphasen zwischen 2024 und 2027 unterteilt. Am Ende soll die alte Straßenführung bestehen, d.h. der Verkehrsraum erhalten bleiben.
Der frühere zweite Geschäftsführer der Stadler Pankow GmbH Thomas Clasen berichtete über die Deutschland-Aktivitäten der schweizerischen Stadler Group insbesondere im VDEI Bezirk Hamburg. Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) hatte 2019 mit Stadler einen Liefervertrag über die ersten 55 in Deutschland im Wettbewerb vergebenen Batterie-Triebzüge vom Typ FLIRT abgeschlossen, in dem Stadler 30 Jahre lang für die Instandhaltung der Fahrzeuge verantwortlich ist. Dies bedingte in Rendsburg die Errichtung eines Full-Service-Standortes für den Kunden mit einer geplanten Inbetriebnahme im zweiten Quartal 2024. Das Depot erstreckt sich über ein Areal von 77000 qm und erhält dort ein Gleisnetz von 2,5 km mit 12 Weichen. Die zu wartenden Züge werden zukünftig innerhalb von 40% des Bahnnetzes Nord & Ost verkehren.
Philipp Wilczeck, Geschäftsführer der Firma CTS, stellte Glasfaserkunststoff-Konstruktionen in der Bahninfrastruktur vor. Dabei ging er auf Fertigung und Wirtschaftlichkeit ein. Zu der EBA-zertifizierten Produktpalette gehören Dienstwege, Podeste, Gleiseindeckungen und Hangtreppen.
Dr. Harald Vallée, TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG führte die Anwesenden in dien Geltungsbereich der europäischen Durchführungsverordnung TSI ZZS 2023, die seit dem 30.08.2023 im Umfeld des European Train Control System (ETCS) in Kraft ist. ZZS ist ein eigenständiges Teilsystem innerhalb des europäischen Eisenbahnsystems.und besteht aus den Komponenten Zugsicherung, Funkkommunikation (Sprache und Daten), Zugortung und Automatisiertes Fahren. Ein wichtiger Bestandteil des Regelwerks ist das Future Railway Mobile Communication System (FRMCS), in dem der GSM-Mobilfunkstandard durch 3GPP-Stabdards ersetzt wird. Auch sollen die fahrzeugseitigen ETCS-Anzeigen für Zugführer harmonisierte Anweisungstexte erhalten.
Thomas Dauß von der DB Ferverkehr AG stellte das Projekt für den Neubau der Abstellanlagen Hamburg-Eidelstedt und Hamburg-Langenfelde vor. Mit inbegriffen ist auch ein Ausbau der Instandhaltungswerke, die durch das Wachstum der Züge im Fernverkehr erforderlich wird. Es wird mit einer Verdoppelung von Fahrzeugkapazität und Fahrgastaufkommen bis 2035 gerechnet. Die beiden Standorte sollen 19 Gleisanlagen für bis zu 400m lange Züge erhalten. Auch soll dort der neue ICE4 gewartet werden können. Das Projekt hat eine Laufzeit von März 2020 bis Dezember 2025 für Langenfelde bzw. März 2026 für Eidelstedt. Bereits seit Beginn kommt die noch neue Planungs-Methodik Build Integration Management (BIM) zum Einsatz, bei der bereits eine hohe Wertschöpfung erkannt wird.
Zurück an die Elbe ging es in dem letzten Vortrag von Dipl.-Ing. Ludolf Krontal vom Ingenieurbüro MKP. Die 1926/27 errichtete Norderelbbrücke soll noch 10 bis 15 Jahre nutzbar bleiben. Dieses Ziel soll durch ein Dauer-Monitoring für:verstärkte Hänger, ausgewählte Zugbänder und Verstärkungsstäben (Hänger und Zugband) und Auswertung über Spannungen sowie Alarm- und Grenzwerten und Meldeketten erreicht werden.
Während der Mitgliederversammlung berichtete der Bezirksvorsitzende Herr Michael Wortmann über die Mitgliederentwicklung und die aktuelle Zahlen aus dem Bezirk Hamburg sowie über Veranstaltungen im Bezirk Hamburg/SH als Rückblick für 2023 und unternahm einen Ausblick für das Jahr 2024.
Der langjährige und geschätzte Bezirksschatzmeister Herr Helmut Andersek mochte das Amt einem jungen Nachfolger oder einer jungen Nachfolgerin übergeben. Hierzu gab es auch bereits eine Kandidatin - Frau Melanie Getter.
An die Teilnehmer wurde die Frage gestellt, ob sich weitere Kandidaten zum Bezirksschatzmeister aufstellen lassen wollen. Das war nicht gegeben und wurde ohne Kandidatenmeldung verneint.
Aus diesem Grund stellte sich Melanie Getter den Teilnehmer des Bezirkstag kurz vor und im Anschluß erfolgte eine Wahl. Frau Melanie Getter wurde anschließend als neue Schatzmeisterin im Bezirk Hamburg gewählt.
Des weiteren standen die Kassenprüfer entsprechend zur Wahl. Als Kandidaten für die Kassenprüfer in der neuen Amtszeit stellten sich Herr Gerlach und Herr Günster zur Wahl und wurden gewählt.Der Bezirksvorsitzende Herr Michael Wortmann dankte dem ehemaligen Schatzmeister sowie den ehemaligen Kassenprüfern Herrn Niemann und Frau Bollin für ihre Tätigkeit in der letzten Legislaturperiode.
Joachim (Jochen) Jacobs berichtete über die Arbeit in der VDEIAkademie. Darüber hinaus berichtete Michael Wortmann aus dem Fachbereich „Technische Ausrüstung“. Michael Dittmer sprach über die Arbeit im dort untergeordneten "FA Sicherungstechnik, Informatik, Kommunikation“. Abschließend gab Christian Günster einen Überblick über die aktuellen Themen im Fachbereich „Umwelt und Verkehr“.